Zehnter Wings for Life World Run: laufend neue Hoffnung

Der Wings for Life World Run feiert 2023 seine zehnte Auflage. Ein schöner Grund zurückzublicken, um festzuhalten, wie weit sich die Forschung zur Heilung von Rückenmarksverletzungen seither entwickelt hat.


"Wir freuen uns schon sehr auf den 7. Mai 2023. Der Wings for Life World Run feiert seinen Runden", sagt Anita Gerhardter, CEO der Stiftung Wings for Life. Bereits zum zehnten Mal treffen sich Menschen weltweit, um für die zu laufen, die es selbst nicht mehr können.

"Dieser Lauf ist so etwas Besonderes. Jeder kann mitmachen und mit dem Startgeld Gutes tun."

Bis heute wurden schon über eine Million Teilnehmer vom Catcher Car – also der beweglichen Ziellinie – eingeholt. Grund genug, um einen Blick auf die Fortschritte in der Rückenmarksforschung zu werfen. Gemeinsam mit Dr. Verena May, Wissenschaftliche Koordinatorin bei Wings for Life, gibt Anita Gerhardter Antworten auf unsere Fragen.

Gleich zu den Fakten: Wie viele Spenden wurden durch den Wings for Life World Run gesammelt?

Bis dato konnten 38,3 Millionen Euro an Spendengelder eingenommen und zur Gänze in die Forschung investiert werden. Der Wings for Life World Run 2022 allein brachte – dank 161.892 Teilnehmern aus 192 Nationen – Spenden in Höhe von 4,7 Millionen Euro. "Je mehr Spenden wir lukrieren“, so Anita Gerhardter,

"desto mehr Studien können wir unterstützen. Und umso schneller erreichen wir unser großes Ziel."

Neben der Förderung von Projekten entwickelt die Stiftung Programme, die den Forschungsprozess beschleunigen sollen. So wie das "Accelerated Translational Program", kurz ATP. Es hilft dabei, Projekte der präklinischen Forschung schneller in Richtung klinische Studien zu bringen – wo bereits am Menschen getestet wird. Durch das Programm werden die Forscher nicht nur mit Geld unterstützt, sondern mit Know-how und einem internationalen Netzwerk aus Experten.

Wie viele Forschungsprojekte hat Wings for Life bisher unterstützt?

Bisher wurden insgesamt 276 verschiedene Projekte gefördert, die zuvor alle ein strenges Auswahlverfahren durchlaufen haben. "Derzeit laufen weltweit 74 Forschungsprojekte parallel", so Dr. Verena May, "davon 16 neue seit 2022. Hauptsächlich auf den Gebieten der Regeneration, Rekonstruktion und des Sekundärschadens."

Hat sich die Art der Forschungsprojekte im Lauf der Zeit verändert?

Wings for Life wurde im Jahr 2004 von Dietrich Mateschitz und Heinz Kinigadner gegründet. Damals gab es nur wenige Projekte im Bereich der Grundlagenforschung und auch nicht ausreichend Fördermittel. "Diese Grundlagenforschung ist nach wie vor sehr wichtig", sagt Dr. Verena May. "Wir konnten schon einige Projekte von der präklinischen Forschung bis hin zu klinischen Studien an Patienten begleiten. Das ist großartig – und ein wichtiger Schritt."

Wie hat sich die Wings for Life Stiftung selbst im Lauf der vergangenen Jahre weiterentwickelt?

"Wir sind in alle Richtungen gewachsen", so Anita Gerhardter. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich auf rund 30 erhöht – und das nicht nur in der Zentrale in Salzburg (Österreich), sondern auch in England und den USA. Weltumspannend ist auch das Netz an Experten, die mit der Stiftung in regem Austausch stehen. Aktuell werden in mehr als einem Dutzend Ländern auf vier Kontinenten Projekte finanziert. Deren Ergebnisse werden am Schluss in Fachmagazinen publiziert und damit zukünftigen Forschungen zur Verfügung gestellt.

Was sind aktuell die spannendsten Ansätze?

Dank der finanziellen Unterstützung von Wings for Life können Forscher weltweit in unterschiedlichen Richtungen nach Lösungen suchen. Professor Michael Kilgard von der University of Texas forscht beispielsweise an der Stimulation des Vagus-Nervs. Dadurch sollen hoch Querschnittsgelähmte ihre Hände wieder bewegen können. Oder Grégoire Courtine, dem es an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) in der Schweiz mittels Elektrostimulation gelungen ist, querschnittsgelähmte Menschen wieder einige Schritte gehen zu lassen. Ein großes Thema ist zudem aktuell die Forschung von Professor Stephen Strittmatter, der u. a. an der Ohio State University eine Studie zur "Nogo-Falle" durchführt und daran arbeitet, gekappte Nervenfasern erneut zu verbinden und so ein neuronales Netzwerk wiederherzustellen.

All diese Forscher treffen sich einmal im Jahr beim Scientific Meeting von Wings for Life. Warum?

Wissenschafter aus aller Welt treffen sich immer im Frühling in Salzburg. Sie stellen vor, woran sie gerade arbeiten und tauschen sich untereinander aus. Das Treffen konnte auch während der Corona-Pandemie abgehalten werden – und zwar virtuell, über eine eigens kreierte Plattform. "Wir haben bahnbrechende Grundlagenforschung gesehen, spannende Ansätze, die auf dem Weg in die Klinik sind, und auch einige Studien, bei denen Ansätze bereits am Menschen getestet werden. Diese Bandbreite ist beeindruckend", so Dr. Verena May.

Sind wir der Heilung von Querschnittslähmung heute ein Stück näher als 2014?

"Ja, definitiv", so Anita Gerhardter. "Die Frage nach einem konkreten Zeithorizont lässt sich aber nicht seriös beantworten. Es wird nie diese eine Pille geben, die einfach alles heilt. Was man aber sagen kann: In den vergangenen Jahren ist eine Schwungmasse in Bewegung geraten. Es hat sich sehr viel getan. Es ist schon lange nicht mehr die Frage, ob es eine Heilung geben wird, sondern wann es sie geben wird. Der Wings for Life World Run trägt durch das Bewusstsein und die wertvollen Spenden einen großen Teil dazu bei."

Starte am 7. Mai gemeinsam mit Tausenden Menschen weltweit zur selben Zeit beim 10. Wings for Life World Run. Wir laufen für die, die es selbst nicht können.

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